Freitag, 30. November 2007

Ocala National Forest


Ziemlich zentral in Florida befindet sich der Ocala National Forest. Hier könnte man einen ganzen Urlaub auf dem Campingplatz bei den Alexander Springs verbringen, und das wäre auch die beste Methode, um den Wald mit all seinen Bewohnern aus nächster Nähe kennenzulernen. Ich alleinreisender Großstadtmensch (*hrhr*) habe mein Quartier stattdessen für 2 Tage in Umatilla in einem kleinen Motel aufgeschlagen und bin bequem mit meinem SUV in und durch den Wald gefahren, um von entsprechenden Wanderparkplätzen ein paar spezielle Rosinen anzugucken :)

Eine davon war im nordöstlichen Teil des Waldes der Rundwanderweg um den Lake Eaton. Entlang des Wanderweges musste ich mehrfach über "bear droppings" hinwegsteigen :)
Auch hier gab es wieder keine Bärenbegegnung, auch wenn die Droppings wahrscheinlich noch handwarm waren (nein, ich habe meine Hand nicht hineingehalten, habe aber ein entsprechendes Vorstellungsvermögen :P). Am See selbst gab es mehrere Boardswalks, die einen Blick über den See gestatteten. Während ich auf einem davon gerade dabei war, den vor Ort gehobenen Geocache zu sondieren, tauchten noch 2 Wanderer in dieser abgelegenen Region des National Forest auf, und siehe da, das Paar war aus Deutschland. Er war aus Berlin und ... er aus Frankfurt *g*. Nach einem Plausch über die Bärenhinterlassenschaften, bevorzugte Fluggesellschaften und die Unwahrscheinlichkeit unserer Begegnung zogen sie weiter und ich setzte meine "Sondierung" fort.

Den Rest des ersten Tages verbrachte ich damit, mit meinem Wagen die auf dem Reissbrett geplanten Sandstraßen des Waldes abzufahren und hier und dort an gewissen Koordinaten einen Halt einzulegen, um meine Statistik um einen Punkt zu erhöhen.

Dabei stand ich einmal nach Verlassen des Fahrzeugs vor den Überresten eines Rehes, das ein Jäger hier an Ort und Stelle ausgenommen, sowie fein säuberlich Kopf und Beine abgetrennt hatte. Auf dem Weg aus dem Wald ins Motel habe ich das noch in der Rangerstation bei Altoona gemeldet, was dem Ranger ein "those damned hunters" entlockte. Jetzt fällt mir gerade das thematisch ähnliche Weihnachtsgedicht von Loriot ein, auch wenn hier nicht das Reh, sondern ein Förster dran glauben muss:
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Nebenbei erwähnt hatte mir die Putze des Motels morgens vor meiner Abfahrt noch ein Pfefferspray in die Hand gedrückt. Dazu gab es den wohlgemeinten Hinweis, ich solle bei meinen Wanderungen aufpassen, weil es sehr viele obdachlose Menschen im Wald gäbe, die einem nicht immer wohlgesonnen seien. Ich habe davon keinen gesehen, außer sie hätten sich als deutsche Touristen ausgegeben :)

Am zweiten Tag im Ocala NF habe ich bei einer Wanderung auf dem St. Francis Trail in den Überresten einer Geisterstadt, die eigentlich nur noch aus einer artesischen Quelle und ein paar Brettern, die vor Hundert Jahren mal ein Haus waren, bestand, endlich mal meine orange Warnweste aus Sicherheitsgründen getragen, weil hier zur Zeit Jagdsaison ist. Und da hier ja jeder eine Waffe hat.... Außerdem scheint man bei der Jagd gerne ein Bierchen zu trinken, ich habe noch nie so viele leere Bierflaschen und Bierdosen in einem Wald gesehen :(. Der Trail ist auf jedem Fall absolut sehenswert, auch wenn ich mitunter geradezu in Schwärmen von Moskitos gelaufen bin. Aber Deep Woods Off hilft in dieser Lebenslage :) Näher an der Natur als hier ist man kaum irgendwo. Ich denke, die Bilder sprechen Bände.

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